Geschichte

Startschuss für die EX – IN Bewegung

Startschuss für die EX-IN Bewegung war das europäisches Forschungsprojekt (Leonardo da Vinci), in dessen Rahmen Wissenschaftler, Fachkräfte und Psychiatrieerfahrene aus Europa von 2005-2007 Fragen alternativer Psychiatrie erforscht haben. Dabei sollten die Erkenntnisse und Erfahrungen von Psychiatrieerfahrenen in den Mittelpunkt gestellt werden.


Als Ergebnis dieses Projektes wurde eine Qualifizierung für Menschen mit Psychiatrieerfahrung entwickelt, Grundlage bildet das so genannte EX-IN Curriculum.
Psychiatrieerfahrene Menschen werden auf dieser Grundlage seit 2008 deutschlandweit im Rahmen einer systematischen Peer-Ausbildung qualifiziert, den sog. EX-IN Kursen.

Durch den Bildungsträger F.O.K.U.S. in Bremen, sowie dem Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf wurden diese Qualifizierung zum Genesungsbegleiter erstmals kooperativ angeboten. Maßgeblich für die Entwicklung waren Frau Gyöngyvér Sielaff vom Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf (UKE), sowie Herr Jörg Utschakowski von F.O.K.U.S. Bremen.
Die Resonanz auf die Kurse war groß. Nachdem die ersten abgeschlossen waren, wurde deutlich, dass zusätzlich Trainer ausgebildet werden mussten. Es entstand das Konzept des „Train the Trainer“.

Weiter entstanden in Hamburg die Kurse mit der Qualifizierung zu EX-IN Angehörigenbegleitern.

Heute gibt es neben dem Dachverband EX-In Deutschland e.V. die Landeverbände und über 35 Standorte (siehe „Der Verein“).


Ein bedeutender Aspekt für die Entwicklung von EX –IN waren die Erfahrungen der Recovery-Bewegung in England.
Diese hat unter dem EX-IN Label in Deutschland besonderen Aufschwung erhalten.
Was die Recoveryvertreter als gesellschaftliche Kraft eint, ist ihr Widerstand gegen Unheilbarkeitsdogmen und negative Prognosen in der Psychiatrie. Sie bestehen auf eine ganzheitliche Betrachtungsweise psychischer Störungsbilder, die übergeordnete Sinnfragen für den einzelnen und die Gesellschaft mit einschließt.
Die Leitideen der Recoverybewegung („Fokus auf Genesungserfolge“ und „Autonomie i.S. von Empowerment“) nehmen bei EX-IN einen herausragenden Stellenwert ein. Dies lässt sich an den EX-IN Grundsätzen ablesen:
  ⦁ Jeder Mensch hat das Potential zur Genesung.
  ⦁ Jeder Mensch kann grundsätzlich eigenverantwortlich handeln und
  ⦁ Jeder Mensch kann autonome Entscheidungen über entsprechende Hilfeformen treffen.

Politisch motivierte EX-IN’ler zeichnen sich in der Regel dadurch aus, dass sie das Psychiatriesystem auf gesellschaftlicher Ebene verändern wollen. Ziel dabei ist eine Haltungsänderung im Sinne eines konstruktiven Dialogs. Eine Psychiatrie auf „Augenhöhe“ zu fördern, indem Klienten in die Behandlung entscheidend eingebunden sind. Inklusive Gedanken sollten auch in der Psychiatrie Geltung haben. Dabei setzen sie auf kritisch-konstruktive, kreativ-innovative Gestaltungsspielräume.
Die EX-IN Bewegung lehnt alle Formen von Stigmatisierung (Selbst- und Fremdstigmatisierungen) explizit ab. Damit entfaltet EX-IN auch unmittelbare Wirkung als Motor für gesellschaftliche Inklusion.